ÜBERSICHT
Tomaten sind gleich wie Kartoffeln Nachtschattengewächse und gehören somit also in die Familie der Solanaceae. Im Gegensatz zu Kartoffeln, die man auf englisch als Outbreeder bezeichnet, die es also nicht mögen mit sich selbst befruchtet zu werden und bei Wildformen sogar Mechanismen entwickelt haben um dies zu verhindern, haben Tomaten -zumindest unsere Speiseform- damit scheinbar kein Problem. Sie werden daher als Inbreeder bezeichnet.
Alle alten Tomatensorten entstanden durch eine mehr oder weniger zufällige Kreuzung und weitere Selektion einer selbstbestäubten Inzuchtlinie. Dabei dauert es etwa acht Jahre, und damit acht Generationen bis eine Linie stabil ist. In der heutigen Pflanzenzüchtung bezeichnet man die einzelnen Generationen als Filiallinien.
Im ersten Jahr heissen sie F1 und fortlaufend bis zum achten Jahr F8 und so weiter.
Wenn man also heute ein Samenbriefchen -gleich ob es Tomaten oder anderes Gemüse ist- kauft, das mit F1 Saatgut angeschrieben ist, dann kauft man also etwas das noch nicht stabilisiert ist. Hat man ein wenig Zeit, kann man daraus aber jederzeit wieder eine stabile Linie gewinnen, man muss nur entsprechende Zuchtziele festlegen und selektionieren was dem entspricht.
Der Grund warum überhaupt solches F1-Saatgut angeboten wird, ist ein vierfacher.
Erstens ist der Aufwand geringer. Statt mehrere Jahre Zuchtarbeit leisten zu müssen, ist das Saatgut nach der Kreuzung direkt verkaufbar.
Das Aussehen der Pflanzen ist homogen. Nach der Kreuzung, sehen alle Pflanzen der ersten Generation alle gleich aus und sind gleich Produktiv.
Die Produktivität kann grösser sein. Bei Inbreedern wie den Tomaten spielt dies keine Rolle, bei Outbreedern wie Kartoffeln oder extrem bei Mais, wo meist mit Inzuchtlinien gearbeitet wird, kann es zu einer Ertragssteigerung bis 40% führen.
Der Gärtner oder Bauer kann das Saatgut nicht einfach Nachbauen. Er kennt die Parentallinien nicht, und diese sind auch wenn sie bekannt wären nicht käuflich. Sie werden geradezu als Geschäftsgeheimnis behandelt von den Saatgutmultis.
Umdenken im Privaten
In der Zwischenzeit entsteht mehr und mehr eine Bewegung die versucht gegen diesen Trend der F1 Hybridsorten anzuarbeiten und die genetischer Verarmung die als Begleiterscheinung der Konzentration auf wenige Saatgutmultis auftritt zu stoppen.
Alte Sorten werden wieder gepflegt. In der Schweiz speziell von ProSpecieRara, in Oesterreich durch ArcheNoah, in Deutschland durch den VEN oder in Frankreich und Belgien durch Kokopelli.
Im englischen Sprachraum ist diese Tradition schon viel älter. Dort gibt es teilweise seit den 1920er Jahren private SeedSaversExchange’s die den Austausch über den Gartenzaun oder Feldrand unterstützen.
Unsere Ziele
Der Tradition folgend altes zu erhalten, entstand auch Varietas, wobei wir es in einer Zeit wo der Klimawandel und die Globalisierung in aller Munde ist noch einen Schritt weiter wagen.
Wir erhalten nicht nur alte Sorten sondern versuchen auch ihre guten Eigenschaften in neue, beständige zu übertragen, so dass sie den sich ändernden Klimabedingungen oder eingeschleppten Krankheiten besser wiederstehen können, ohne die Einbusen an Geschmack oder Inhaltsstoffen einer üblichen Handelssorte hinnehmen zu müssen.
Unser Tomatensortiment teilt sich in vier Kategorien:
Als erstes die alten Sorten aus Erhaltung.
Die frühen eigenen Züchtungen an Cherries und anderen geschmacklichen Wundern.
Unsere Arbeit an schwarzen Tomaten, und ich meine hier wirklich schwarz, nicht etwa braun.
Zum Schluss kommen dann noch unsere Sorten mit einer Toleranz gegen Fusarium oder Braun- und Stängelfäule die es wert sind ausprobiert zu werden wenn man keine Möglichkeit hat seine Tomatenpflanzen abzudecken.
Unterscheidungsmerkmale bei Tomaten
Nach Grössen:
Cherries sind die kleinsten obwohl der Übergang zu den Salattomaten fliessend ist. Wir sprechen hier von ihnen wenn man sie in einem Bissen geniessen kann.
Salattomaten haben die klassische Grösse wie man sie in jedem Supermarkt finden kann und sie eignen sich wie der Name es schon sagt sehr gut für Salate. Wobei sie auch gekocht ein Genuss sind.
Eine spezielle Form der Salattomaten sind die Pelati. Einige zählen sie auch als eigene Kategorie, wobei der Begriff im italienischen einfach für geschälte Tomaten steht. Es sind längliche sehr fleischige Sorten mit wenig Samen die sich besonders zum Kochen für Sugo eigenen.
Fleischtomaten sind die grössten und können ein Gewicht bis zu mehreren Kilos erreichen. Sie sind Geschmacklich weniger intensiv als die anderen Sorten. Aufgeschnitten in Scheiben und mit etwas Salz oder Pfeffer auf einem Stück Brot aber immer noch das Beste was einem im Sommer passieren kann.
Nach Form:
Tomaten können von birnenförmig über eiförmig zu rund, abgeplattet, paprikaförmig oder herzförmig alle Formen annehmen. Hierbei gibt es auch Sorten die innen hohl sind und sich besonders gut zum füllen eignen.
Nach Farbe:
Wie der italienische Name „Pomodoro“, also Goldapfel sagt, waren die ersten bekannten Tomaten nicht wie heute rot, sondern gelb oder orange. Zusätzlich zu diesen Farben gibt es aber auch weisse, grün reife, braun/schokoladenfarbige und neu auch wirklich schwarze Sorten.
Nach Blattform:
Hier kann man in drei Formen mit Übergangsstufen unterscheiden.
Kartoffelblättrige sind wenig eingeschnitten und haben eine grosse zusammenhängende Blattfläche.
Tomatenblättrige sind mehr oder weniger stark eingeschnitten und daher sieht die Blattstruktur lockerer aus.
Karottenlaubige sind sehr stark eingeschnitten und die Blätter sind sehr fein und filigran.
Aussaat, Pflege und Ernte
Trotz all der Unterschiede die bei Tomaten im Aussehen möglich sind, sind die Aussaat und Pflegehinweise für praktisch alle gleich.
Man säht von ende Februar bis ende März und pikiert die jungen Pflanzen nach den ersten zwei richtigen Blättern in eigene Töpfe.
Nach den Eisheiligen kann man die Pflanzen vor Regen geschützt ins Freie setzen.
Beim Wässern darauf achten das die Pflanze nur am Wurzelansatz Wasser bekommt und der Rest der Pflanze dabei nicht nass wird. Kraut oder Braunfäule breitet sich nur auf Pflanzen aus die mindestens vier Stunden nass waren. Der einfachste Typ dies zu verhindern ist also die Pflanzen abzudecken und vor Regen oder sonstigem Spritzwasser zu schützen.
Ab Juli bis September sollte man dann in der Lage sein seine eigenen saftigen Tomaten zu ernten und falls erwünscht auch wieder eigenes Saatgut daraus gewinnen.